© DAV-LU F. Wagner

Eisausbildung

Hochtouren im Ötztal

14.07.2021

Wie kommt man aus Gletscherspalten heraus?
Wie wird sich auf dem Gletscher gesichert?
Welchen Regeln folgt die Tourenplanung?
Wo komme ich her?
Wo gehe ich hin?
Warum bin ich da?

Alle diese und noch viele weitere Fragen sollte jeder unserer Teilnehmer und Teamer am Ende
dieser Tour selbst beantworten können.
Wir alle trafen uns zu einer Tourenwoche Mitte August im stillen Örtchen des Ötztals: Vent
(vergleiche mit Toiletten unterlassen wir hier, auch wenn die ein oder andere Porzellanabteilung
eine (positive!) Erwähnung verdient hätte).
Vent zeigt auf charmante Weise die andere Seite der Ski-, Snowboard-, Montainbike- und James
Bond-Metropole Sölden auf. Es hat sich in den letzten Jahren seine Lücke im Tourismus gesucht
und bietet für Naturliebhaber, Genießer und natürlich Bergsteiger die ideale Unterkunft.


Wir allerdings machen uns auf den Weg und erreichen nach vier Stunden Aufstieg bei Sonnenschein
und folgendem heftigen Regen das Hochjoch-Hospitz. Die Alpenvereinshütte der Sektion Berlin
bietet uns für die folgenden zwei Nächte Unterschlupf. Wir wanderten am Akklimatisierungstag
zum Hintereisferner und manche Teilnehmer machten erst ihre erste Erfahrung im Eis eines
Gletschers.

Die Kathedrale über den Gletschern, das Brandenburgerhaus, empfängt uns Montags am Rand des
Gletschers aus der Ferne, wo erstaunte Blicke von unseren Teilnehmern ihr entgegen geworfen
werden. Doch um die Hütte selbst zu erreichen gilt es, den Kesselwandferner zu überqueren. Dieser
Gletscher stellt sich als schwieriger und spaltiger als angenommen heraus, doch nach insgesamt 5
Stunden erreichen wir gut gelaunt unsere Unterkunft bis Sammstag.

Nachdem Teilnehmer und Teamer die erste Nacht auf 3.200m gut überstanden haben steht der erste
Gipfel an: der Fluchtkogel mit knapp 3.500m. Dieser Tour findet als geführte Tour der Teamer statt,
so dass sich die Teilnehmer auf das Gehen mit Steigeisen, die Sicherung und andere alpinen
Gegebenheiten fixieren können. Nach 3 Stunden Auf und Abstieg beginnen wir an einem Windcol
des Kesselwandferners mit der Gletscherausbildung. Hierzu gehören sowohl Rutschversuche, als
auch die Spaltenbergung. Nachdem alle Teilnehmer jede Position in der Seilschaft einmal geprobt und erlebt haben, steigen wir erst ab, um danach wieder zu unserer Unterkunft aufzusteigen, wo
Hüttenwirtin Anna schon mit leckerem Essen auf uns wartet.

Die Eisausbildung vom Vortag wurde Mittwochs intensiviert: Der gesamte Tag stand unter dem
Motto "bloß nicht zu Nass werden", denn wir begeben uns an eine Gletscherspalte, ca. 1h Gehzeit
von der Hütte entfernt. Dort wird den ganzen Tag geübt, geübt und geübt. Bis allen Personen gegen
4 Uhr Nachmittags sehr kalt ist und sie zudem ohne Ausnahme durchnässt sind.
Donnerstags wurde das frisch gelernte an der mittleren Hintereisspitze vertieft. Zudem kamen neue
Themen wie Fixseil im Eis, gehen auf aperem Gletscher und Sicherungsmöglichkeiten bei
Gratüberschreitungen auf. Nebenbei haben wir eine wunderschöne Tour bei bestem Wetter und
Überschreiten die zwei Gipfel der mittleren Hintereisspitze.

Der letzte Tag vor dem Abstieg beginnt für die Teamer der fahrt sehr gemütlich. Die Teilnehmer
führen den Berg des ersten Tages (Fluchtkogel) selbstständig, während alle Teamer eine eigene
Seilschaft bilden und nur überwachen.
Alle Teamer? Nein! Ein kleiner unbeugsamer Teamer schleicht sich bei jeder Pause in eine andere
Seilschaft ein und spielt einen Störer.

Hier ein kleiner Auszug aus meinem Gedächtnis:
"Da ist ein Pokemon, da will ich hin":  Teamer rennt quer zur Gruppe über den Gletscher
"Wasn das für ne Linie?" Teamer schaut fragend sein Seil an an dem er in der Seilschaft hängt
"Ich bleibe jetzt hier sitzen"  selbsterklärend


Ein großes Lob geht hier an alle Beteiligten, da sie wirklich immer ruhig geblieben sind, obwohl der Störer nach vier Stunden wirklich nervte.
 

Am letzten Tag stiegen wir freudestrahlend mit brennend heißer Sonne ins Tal
(erwähnte ich schon das wir ab Montags bis Samstags nur Sonnenschein hatten? Nicht? Dann lasst
es euch gesagt sein: Wir hatten so viel Sonne, so dass unser Gast (er kam erst Mittwochs)
Sonnencremenachschub mitbringen musste; und das lag nicht daran, dass wir zu wenig hatten
(eigentlich)).

von Philipp Eisen, Florian Wagner