© DAV LU - Ralf Flachmann

Schneeschuhtouren vom Meißner Haus

WS 01 - Schneeschuhwandern in den Tuxer Alpen – wer macht die „Planierraupe“? 

01.04.2025

Die oberste Heeresleitung des DAV in München will es so, wir erkennen den tieferen Sinn und sind „folgsam“! Am 21.2.25 startet unsere Tour in die Tuxer Alpen mit dem Zug - klimafreundlich und zugleich nervenschonend. Unsere Strecke führt über Ulm, München und Kufstein nach Innsbruck.

Was auf politischer Ebene zwischen den Nachbarländern derweil zu wünschen übrig lässt, klappt im öffentlichen Nah- und Fernverkehr reibungslos: Die Umstiege sind bestens verzahnt, kaum Warterei an den Bahnsteigen. Unsere fröhliche Truppe – allen voran Christian und Sylvia, Elli, Joachim, Ralf, Thomas, Chris, Stephanie und natürlich Lolo – unser stets gut gelaunter, völlig entspannter Vierbeiner. In Innsbruck steigen wir auf den Bus um, die letzte motorisierte Etappe unserer Fahrt. Ziel ist Ellbögen-Mühltal, eine kleine Ortschaft im Osten Tirols. Von hier aus geht´s mit Muskelkraft weiter, wir starten den Aufstieg zur Meißner Hütte. Die Sonne brennt – doch nach wenigen Höhenmetern lassen sich die ersten Schneefelder blicken, und wir streifen die Schneeschuhe über.

Endlich wieder Bergluft! Keine stark befahrenen Straßen mehr, stattdessen plätschert fröhlich der Mühlbach entlang unserer Wegstrecke, führt sein eisiges Wasser ins Tal. Hohe Baumwipfel ringsum, vor uns liegen die schneebedeckten Bergketten der Tuxer Alpen. Erste Schweißausbrüche nötigen uns, wollene Lagen abzulegen. Der Anstieg auf 1720 Meter mitsamt Equipment, Vorräten und Wechselwäsche fordert seinen Tribut.

Nach etwa drei Stunden Gehzeit sind wir an der Meißner Hütte angelangt, unserer Basis-Station. Von hier aus werden wir in den nächsten Tagen unsere Bergtouren starten. Die hübsche, idyllisch am Südhang des Patscherkofels gelegene Hütte ist bestens ausgestattet. Wir beziehen unser Lager und freuen uns über den ungewöhnlich hohen Standard: WLAN, in den frisch sanierten Bädern gibt es Duschen, ausreichend Steckdosen überall, in den Gemeinschaftsräumen bullern die Öfen, sorgen für heimelige Wärme – so lässt es sich leben!

Wir checken Wetterlage und Lawinenbericht, beraten die Route für den nächsten Tag. Nach einem vorzüglichen Abendessen und gemütlichen Beisammensein fallen wir müde in unsere Betten, schlafen wunderbar, selbst im voll ausgebuchten Lager.

Am nächsten Morgen starten wir nach einem ausgiebigen Frühstück unsere erste Tour. Sie führt auf den Signalkopf (2.270m). Es geht steil bergan. Thomas, mit seinen 100 Kilo Lebensgewicht, betätigt sich als „Planierraupe“. Er bahnt den Weg für die nachfolgenden Schneeschuhgänger durch den teils hoch liegenden Schnee. Ein tougher Job, aber der Junge hat´s einfach drauf und walzt, was das Zeug hält. Wird anfangs noch fleißig erzählt, verstummt das fröhliche Geschnatter nach und nach – zu anstrengend! Bei einer kurzen Rast auf mit Flechten besetzten Felsen baut Thomas sein „bothy bag“ auf - als Schutz gegen den eisigen Wind. Eine Art Wurfzelt, im Inneren gemütlich warm. Das neueste „Gimmick“, keine Frage; wieder was gelernt. Der Rest der Gruppe genießt derweil den wunderbaren Ausblick auf das vis-à-vis gelegene Karwendel Gebirge. Innsbruck liegt winzig klein zu unseren Füßen.

Wir entschließen uns, weiter zu marschieren und auch noch den Morgenkogel (2.607m) zu erklimmen. Ein echter Kraftakt, der allen Teilnehmern aber erstaunlich leichtfällt. Keine Frage: wir sind zäh, gut trainiert und hart im Nehmen! Auf dem Gipfel angelangt, hat Chris, unser Youngster, immer noch überschüssige Energie und kraxelt mal rasch das Gipfelkreuz empor. Die Szene taugt für einen tollen Schnappschuss.

Die zweite Nacht ist weniger erquicklich. Es gibt diverse Schnarcher im Lager. Einer liegt unmittelbar neben mir, der zweite gleich dahinter. Zum Beweis, dass das Schnarchkonzert von mehreren Schläfern ausgeht, dient ein Audiomitschnitt, der beim Abhören am nächsten Morgen für so manchen Lacher sorgt. Dabei erfahre ich, dass ich ebenfalls nicht mucksmäuschenstill bin... Mmmh, was soll man da sagen?

Am nächsten Tag eilen die Deutschen an die Wahlurnen. Es ist Bundestagswahl. Wir haben unsere Bürgerpflicht schon vorab per Briefwahl erledigt. Dennoch kommt es am Frühstückstisch zu hitzigen Diskussionen. Wir beschließen, uns abends gemeinsam die Hochrechnungen anzuschauen. 

Danach lassen wir Politik Politik sein und machen uns auf den Weg. LVS-Check, Schneeschuhe umgebunden, Stöcke in die Hand. Heute geht es auf die Viggarspitze (2.306m). Die Route führt zunächst entlang des Mühlbachs, dann geht es bei strahlendem Sonnenschein steil bergauf. Sylvia übernimmt die Führung und ebnet dem Rest der Truppe den Weg – kein leichtes Unterfangen, besonders durch Gebüsch und Unterholz. Der Schnee ist angesichts der milden Temperaturen weich geworden, immer wieder sackt unsere „Frontfrau“ tief ein. Nicht nur Joachim rinnen die Schweißperlen von der Stirn. Die Gruppe diskutiert jetzt über die effektivste Strategie beim Aufstiegsspuren.

Nach einer ausgiebigen Pause mit herrlichem Blick geht es rauf auf den Gipfel. Unterhalb der Bergspitze ist der Schnee komplett abgeschmolzen, unter uns Steine, Matsch und Geröll. Nach den Strapazen dann der Ausblick über die Weiten der umliegenden Bergketten. Keine Frage: Wir sind glücklich... 

 

Ziel unserer dritten und letzten Bergtour ist der Glungezer (2.677m). Der Weg führt durch den Wald an der „Viggar-Hochleger-Alm“ vorbei, die wir bereits vom gestrigen Tag kennen. Danach geht es über gestuftes Gelände den steilen Hang unterhalb der Sonnenspitze entlang, im Zickzack zum Bergsattel. Unter unseren Füßen knirscht der Schnee, den die intensiven Sonnenstrahlen erneut weich werden lassen.

Auf dem Bergsattel zwischen Sonnenspitze und Glungezer treffen wir eine Studentengruppe aus München mit ihrem Bergführer. Sie sind auf Skiern unterwegs. Wir kennen sie schon von der Meißner Hütte und werden mit ihnen heute Abend die einzigen Gäste in unserem Quartier um den zentralen Kamin mit Meißner Kacheln sein. Auch sie kämpfen mit den Höhenmetern. Bald darauf ist das Gipfelkreuz in Sicht.

Oben angelangt, macht Chris seinem Namen alle Ehre und versucht sich gleich am Gipfelkreuz. Das hat ja schon Tradition! Nach dem langen Aufstieg sind wir ziemlich ausgepowert und gönnen uns auf der Glungezer Hütte Tee und Kuchen. Das Hüttenteam ist international: der nepalesische Hüttenwirt (super nett), ein ungarischer Koch und ein Sherpa als Hütten-Allrounder. 

Auf dem Rückweg folgen wir zur Abwechslung der Skispur. Der Abstieg gestaltet sich als kein leichtes Unterfangen.

Trotz Schneeschuhen sinken wir bei vielen Schritten tief ein, um uns danach wie Käfer auf allen Vieren wieder emporzuhieven. Mühsam! Dennoch macht es Freude, abseits der ausgetretenen Pfade unterwegs zu sein. Die verbrauchten Kalorien gleichen wir am Abend mit gefüllter Paprika und Zirbenschnaps wieder aus.

Unsere Tourenbilanz: Unser Trip in die Tuxer Alpen waren wunderbar entschleunigte Tage, die wir auf unserer Rückfahrt geruhsam ausklingen lassen. In einem durchgehenden Zug von Innsbruck bis Heidelberg. Wie üblich fährt die Bahn mit Verspätung los. Doch - zu unser aller Erstaunen - wird diese auf der Strecke wieder komplett aufgeholt. Also: kein Stress in den Bergen, kein Stress beim Umsteigen in Mannheim. Fazit: Das schreit alles nach Wiederholung! 

 

 

Bericht Stephanie Ley und Ralf Flachman